Ursprünglich handgeschriebener Text kann eingescannt und
dann vektorisiert
werden. Das Ergebnis ist ein Bild in
einem Vektorgrafik-Format, bestehend aus mehreren Kurven (oder
Konturen).
Abhängig davon, wie die Kurven erzeugt werden, kann jedes einzelne Wort zu einer einzigen Kurve oder Kontur werden, was seine Formatierung unabhängig vom Rest des Bildes erlaubt.
Mit Hilfe des Bildbearbeitungsprogramms Inkscape
habe
ich versucht, das Verfahren zu optimieren. Dabei war das Ziel,
handschriftliche Inhalte in eine Form zu bringen, die zur
Veröffentlichung geeignet ist. Das SVG Format erlaubt das
Anlegen von Hyperlinks und den Einbau anderer Bilder in die
Datei. Damit kann eine SVG Datei als Web-Seite dienen, obwohl
für den textuellen Inhalt keinerlei Font verwendet wurde.
Eigentlich habe ich nur mit Inkscape gespielt.
Oft schon habe ich mir gewünscht, meine Handschrift zu verbessern und einfach leserlicher zu schreiben. Es fehlt mir allerdings an Gelegenheit zum Üben. Die erste vektorisierte Textseite war im Din-A 5 Format und sollte die grundsätzliche Machbarkeit beweisen (oder widerlegen). Dabei habe ich kein konkretes Ziel verfolgt und war auch nicht sicher, dass diese Idee einen Sinn hat.
Jetzt weiß ich nicht, ob handgeschriebene Web-Seiten vielleicht eine Überlegung wert sind. Bis April 2021 (auch bis Februar 2022) bin ich damit nicht weitergekommen.
Einige Probleme und ihre Lösungen sind von der verwendeten Software unabhängig. Vier dieser Sachverhalte kann ich hier bereits ansprechen.
Eine Bild-Datei enthält ein beliebiges Volumen von Daten, die beschreiben, wie beim Interpretieren der Datei ein Bild erzeugt wird. Einfach einen handgeschriebenem Text zu scannen und zu vektorisieren erzeugt sehr große Dateien. Allerdings ist eine große Menge der Informationen, die sich dabei ansammeln, unwesentlich oder komplett entbehrlich.
Leerraumeinschließen
Buchstaben wie a, e, b, P, Q werden wie alle anderen in
Kurven umgewandelt, sollten aber leeren Raum einschließen. Beim
Vektorisieren wird die Oberfläche des gesamten Buchstabens zu
einem Objekt und der umschlossene Raum ein anderes. Da jede
Fläche eine Linien- und eine Füllfarbe besitzt, überlappt die
kleinere Fläche mit der größeren. Weil aber die große Fläche
der Ausdehnung des gesamten Buchstabens entspricht, wird der
Leerraum nur sichtbar, wenn er im Vordergrund gehalten wird.
Anderenfalls, sehen diese Buchstaben nach dem Vektorisieren so
aus: .
Anders als ein Foto, bei dem wir so viele Details wie möglich fest in der Datei verankern wollen, muss Text nicht sehr vielen Vorgaben entsprechen, um Information zu transportieren. Die wichtigste Bedingung für die Lesbarkeit eines Textes ist die Unterscheidbarkeit der Buchstaben. Fast alles andere ist entweder eine Übereinkunft, die aus der Benutzung einer bestimmten Sprache resultiert, oder Vorliebe des Autors. Beides ist aber bereits Bestandteil des (eventuell handgeschriebenen) Originals. Einscannen und Vektorisieren haben keinen Anteil an der Handhabung von Syntax, Grammatik und Rechtschreibung.
Um die Dateigröße einer Vektorgrafik zu verringern, stehen uns viele Wege offen und – was Handschrift betrifft – alles ist akzeptabel, soweit es die Lesbarkeit einzelner Buchstaben nicht beeinträchtigt. Insbesondere hat die Verringerung der Knotenanzahl einen überraschenden Einfluss auf die Dateigröße
Das Problem der missgestalteten Buchstaben wird gelöst, indem die kleine Fläche des Leerraums in die große Fläche so integriert wird, dass die dabei entstehende, einzige Kontur den Leerraum innerhalb des Buchstabens ausschließt. Dies kann auf verschiedene Weisen bewerkstelligt werden; bei komplexeren Kurven kann der Aufwand aber gewaltig sein. Vektorgrafiken aus mehreren Ebenen sollten besser vermieden werden.
Die im vorigen Absatz angesprochenen Aktionen werden in Inkscape durch spezifische Programmfunktionen erledigt.
Ich ziehe es indes vor, ein annähernd komplettes Verfahren zur Erzeugung von SVG-Grafiken aus handschriftlichem Text zu beschreiben. Was folgt, ist die Schilderung meiner eigenen Vorgehensweise und keineswegs als “Best Practice” misszuverstehen. Der Zeitaufwand ist immer noch zu hoch.
Eine Seite mit handgeschriebenem Text wurde eingescannt und in einem der von Inkscape importierbaren Bitmap-Formate gespeichert (BMP, PNG, JPEG, TIFF etc...) Tipp
Um das Bild ins Vektorgrafik-Format SVG umzuwandeln, wird es
zunächst in Inkscape importiert:
Menübefehl Datei|Importieren...,
Tastaturkürzel Strg+I.
Dann werden die folgenden Aktionen ausgeführt:
Autotraceauswählen..
Die erste vektorisierte Version des Textes kann jetzt in
einer Datei gespeichert werden. Auch hierfür stehen mehrere
Optionen offen. Solange die Veröffentlichung des Dokuments noch
warten muss und Nachbearbeitung nötig ist, sollte vielleicht
einfach das Standardformat Inkscape-SVG
, wie vom Dialog
Speichern unter... (Umschalt + Strg + S)
vorgeschlagen, akzeptiert werden.
Später kann das Format Optimiertes SVG
für kleinere
Dateien sorgen, die auf einem Web-Server weniger Platz in
Anspruch nehmen und schneller übertragen werden. Tipp
Inkscape-SVG.
Die aktuelle Vektorgrafik kann als Einheit verschoben und
bearbeitet werden, aber das ist nicht das Ziel. Vielmehr sollen
die Wörter des Manuskripts individuell zu manipulieren sein.
Dazu muss zunächst das Bild selektiert und mit
Pfad|Zerlegen in einzelne Kurven aufgeteilt
werden.
Wie oben bereits angekündigt, werden beim Zerlegen viele
Konturen erzeugt, sich gegenseitig verdecken können – oder
überlappen, falls die Vektorisierung über mehrere Scans erfolgt
ist.
Dabei wird der Leerraum, den einzelne Buchstaben einschließen
als eigene Kontur behandelt und wahrscheinlich in den
Hintergrund geschickt. Dem hilft der nächste
Bearbeitungsschritt ab. Speichern Sie aber jetzt auch die
aktuelle Zwischenversion mit Strg + S.
Pfad|Kombinieren und Pfad|Vereinigen sind
beide Menübefehle, die geeignet sind, die Kurven eines
einzelnen Wortes in ein einziges Objekt zu überführen. Der
theoretische Unterschied zwischen den beiden Funktionen ist,
dass die ursprünglich separierten Kurven (die jeweils eine
Kontur bilden können) entweder als solche erhalten bleiben
(Kombinieren
) oder in eine einzige, neue Kurve
transformiert werden (Vereinigen
). In der Praxis sollte
das nur selten eine Rolle spielen: Das Ziel der Aktion ist,
Wortteile, deren Linie nach dem Schreiben nicht durchgängig
ist, dennoch gemeinsam (als Wort
) zu behandeln.
Wenn mehrere Scans benötigt werden, um einen Text zu vektorisieren, wird alles viel komplizierter und es kann nützlich sein, einer der beiden Funktionen den Vorzug zu geben. Das müssen Sie im Einzelfall – und sogar von Wort zu Wort verschieden – entscheiden. Tipp
Untertitel dieses Abschnitts: Großer Mist!
: Vermeiden
Sie Situationen, in denen Buchstaben den Text der nachfolgenden
Zeile berühren oder sogar mit ihm überlappen.
Das betrifft die Buchstaben G, g, J, j, f, p, q, ß und
eventuell andere, wenn es zu Ihrem Schreibstil gehört. Wenn das
passiert, müssen Sie die Kurven in der Knotenansicht
bearbeiten, Verbindungen zwischen Knoten lösen und neue
Verbindungen erzeugen, damit die Buchstaben und Wörter
zeilenweise getrennt werden. Ich möchte das an dieser Stelle
nicht im Detail erklären.
Mit Pfad|Vereinfachen (Strg + L) wird die
Zahl der Knoten einer Kurve oder Kontur reduziert. Wenn dabei
behutsam umgegangen wird, büßt das Schriftbild nicht an
Qualität ein und verändert sich optisch kaum oder gar nicht.
Dagegen profitiert die Größe der fertigen SVG-Datei stark von
der Prozedur, da sie erheblich kleiner wird: Ein Din A-5
Dokument hat mehr als die Hälfte seiner Dateigröße nur durch
das Vereinfachen der Kurven eingebüßt!
Im hier gezeigten Beispiel wurde die Knotenzahl durch
einmaliges Vereinfachen von 130 auf 69 verringert. Wenn Sie
genau hinschauen, bemerken Sie Veränderungen, besonders in den
letzten drei Buchstaben des Wortes mode
. Dieses
Phänomen wird verstärkt auftreten, wenn längere Wörter oder
ganze Wortgruppen auf einen Schlag vereinfacht werden. Es ist
darum vielleicht besser, erst Silben zusammenzusetzen (siehe
oben) und dann einzeln zu vereinfachen.
Allerdings werden dann insgesamt mehr Knoten erhalten
bleiben,
Beliebige Elemente einer SVG-Grafik können mit Hyperlinks ausgestattet werden.
Selektieren Sie zuerst die Wörter, die verlinkt werden sollen. Klicken Sie dann rechts auf die markierte Selektion. Im Kontextmenü führen Sie den Befehl Verknüpfug erstellen aus.
Im angezeigten Dialog können Sie den Verweis nun definieren.
Nur das Feld Href
ist wirklich notwendig, da es das
Verweisziel enthält. Geben Sie also hier den URL der
verknüpften Seite ein.
Das Feld Titel
entspricht dem Attribut title
eines Hyperlinks in HTML und Ziel
wird schließlich zu
target
.
Zur Verdeutlichung sollten Sie verlinkte Wörter einheitlich einfärben. Einerseits wird ihr Charakter damit für den Leser gleich erkennbar. Andererseits wird nach der Veröffentlichung des Manuskripts im Web auch einer Erwartungshaltung entsprochen. Selbst wenn es sich hier nur um eine SVG-Grafik handelt, kann sie nun wie jede andere Web-Seite aufgefasst werden. Tipp
Wenn das Konzept der Barrierefreiheit
Sie
beschäftigt, kann handgeschriebener Text nur eine Ergänzung zu
Ihrer gewöhnlichen Redaktionsarbeit sein. Wann immer Sie solche
Dokumente erzeugen, müssen Sie entweder eine alternative,
eingetippte Version zur Verfügung stellen oder akzeptieren,
dass Sie Menschen von der Lektüre Ihres Materials
ausschließen.
Alles hängt davon ab, wie sie die Wichtigkeit Ihres Dokuments einschätzen und von der Notwendigkeit, eine Anzahl von Personen zu erreichen.
Ich werde meine eigene, persönliche Einstellung nicht beschreiben, auch, weil ich gar nicht sicher bin, eine zu haben. Allerdings behaute ich, dass das World Wide Web, als Ganzes, ständig neu bewertet werden muss. Wenn Sie der Meinung sind, dass alles wunderbar ist und genau so, wie es sein soll, dann müssen Sie auch – konsequenterweise im Rhythmus der ungefragt eingeführten Veränderungen – Ihre Gewohnheiten der Veröffentlichung häufig anpassen.